Das Atma

(Location Unknown)

Das Atma ist der größter Schatz, den wir in uns haben. Sein Wert ist unermesslich, darum heißt es auch, er ist ewig. Weil er unendlich ist, können wir ihn nicht ermessen.

Von Gott dem Allmächtigen sagen wir, er ist „Sat-Chit-Anand“. „Sat“ bedeutet „Wahrheit“. Die Wahrheit ist in der menschlichen Terminologie etwas Relatives. Aber die Wahrheit, von der Ich spreche, ist das Absolute, von dem alles Relative seinen Ausgang nimmt. Ich will Euch zum besseren Verständnis ein Beispiel geben. Auf der Erde sind Ozeane und Flüsse und alle möglichen Gewässer. Aber die Erde umschließt sie alle. Wenn die Mutter Erde nicht wäre, gäbe es auch keinen dieser Ozeane und keines dieser Gewässer. Wir können also sagen, die Mutter Erde ist die Stütze all dessen, was auf der Erde existiert. Sie umschließt uns. Sie ist in den Atomen und in den hohen Bergen, denn die Elemente sind ein Teil der Erde.

Genauso ist es mit Gott dem Allmächtigen. In Seiner Eigenschaft als „Sat“, als „Wahrheit“, ist Er die Stütze alles Geschaffenen und Nichtgeschaffenen. Oder ein anderes Beispiel zum besseren Verständnis. So wie er „Sat“ ist, ist Er „Purush“, der Gott, der eigentlich nicht an der Schöpfung teilnimmt, sondern Katalysator ist. Man kann dafür folgendes Beispiel geben: Ich mache alle Arbeit, Ich erschaffe alle Dinge, aber Ich habe ein Licht in meiner Hand. Ohne das Licht kann Ich gar nichts tun. Das Licht ist die Stütze meiner Arbeit. Das Licht aber tut nichts von dem, was Ich tue. Genauso ist Gott einfach der Zeuge, Er ist wie ein Licht.

In Seiner anderen Eigenschaft aber ist er „Chit“, d.h. „Aufmerksamkeit“. Wenn sie angeregt ist (in Sanskrit gibt es ein gutes Wort für „angeregt“, es heißt (… ) und bedeutet „das Pulsieren“), oder wenn sie pulsiert, dann beginnt Er durch Seine Aufmerksamkeit zu erschaffen.

Und in Seiner dritten Eigenschaft ist er „Anand“. „Anand“ ist das Gefühl der „Freude“, das Er durch Seine Wahrnehmung, Seine Schöpfung erfährt. Dort wo diese drei Dinge, Sat-Chit-Anand, aufeinander treffen, am Nullpunkt, werden sie zum Prinzip des „Brahmas“. Wenn diese drei Dinge eins sind, dort, wo totale Stille herrscht, wird nichts erschaffen und nichts manifestiert sich. Die Freude ist eins mit der Aufmerksamkeit, weil die Aufmerksamkeit dort angekommen ist, wo sie mit der Freude verschmelzen kann, und die Freude ist eins mit der Wahrheit geworden. Die Verbindung dieser drei getrennten Eigenschaften schafft drei Phänomene. „Anand“, die nach innen gerichtete Freude, ist verschmolzen mit Seiner Schöpfung und mit der Wahrheit. Wenn die Freude beginnt, sich mit der Schöpfung zu bewegen, beginnt die Schöpfung abwärts zu verlaufen, von „Sat“, der „Wahrheit“ zu „Asat“, der „Unwahrheit“, der „Maya“ oder der „Illusion“. Nun nimmt die Schöpfung ihren Lauf und dabei wird die Freude, die sich auf der linken, der emotionalen Seite Gottes befindet, gröber und gröber bis hin zum Zustand völliger Dunkelheit des Tamogunas, wo alle schöpferische Tätigkeit ein Ende hat und die Freude im tiefsten Schlaf liegt.

Ist es jetzt klarer? Jetzt versteht ihr Mahalakshmi, Mahakali und Mahasaraswati. Darum hat Christus gesagt, „Ich bin das Licht“. Denn Er repräsentiert das „Sat“, das Licht Gottes. Und wenn das Licht Gottes völlig seine Subtilität verliert, grob wird, schläft oder tot ist, erreicht es die zweite Stufe der Schöpfung. Alles sinkt tiefer und tiefer und wird gröber. Das ist die eine Seite der Parabel.

Die andere Seite der Parabel beginnt damit, dass man wieder zu Gott dem Allmächtigen zurückkehrt. In diesem Prozess bewegt man sich immer weiter nach oben, alles wird immer subtiler und feiner. Bei diesem Prozess der Verfeinerung arbeitet das Licht schließlich für den Evolutionsprozess. Schritt für Schritt wird alles Grobe, Unsubtile erleuchtet.

Man kann feststellen, dass niedriger entwickelte Tiere weniger erleuchtet sind als höher entwickelte. Langsam wird auch die Freude immer subtiler. Wir können sie „schöne Freude“ nennen. Menschliche Freuden sind viel schöner als die Freude von Tieren. Die Freude manifestiert sich also in anderer Weise. Sie wird mehr und mehr und ihre Reichweite wird größer. Schönheit hat zum Beispiel für einen Hund keine Bedeutung. Anstand hat keine Bedeutung. In dem Maße, wie ihr den Entwicklungsstand des Menschen erreicht, entwickelt ihr auch euer „Sat“, das Bewusstsein; und in dem Maße entwickelt ihr auch eure Freude und kreatives Handeln. Jetzt seht ihr, wie die Kreativität Gottes in die Hände des Menschen gelangt, wenn dieser zum Vorschein kommt. Wie die Freude Gottes zum Menschen gelangt und Sein Licht als Atma in die Herzen der Menschen gelangt.

Es ist schön. Grade habe ich angesprochen, was geschieht, wenn das Menschsein beginnt. Es heißt, die Menschen haben eine Seele – nicht, dass andere Lebewesen keine hätten – aber das Licht beginnt erst im Menschen zu brennen.

Wegen dieses Lichts sprechen wir von Religion, wir sprechen von Gott, und wir sprechen von der Ewigkeit. Aber Menschsein ist wirklich gefährlich. Denn beim Hin- und Herspringen gerät man leicht zu weit auf eine Seite. Denn dieses Springen wird erst möglich, wenn das Bewusstsein die Stufe erreicht hat, auf der ihr unabhängig seid. Aus dieser Unabhängigkeit heraus findet ihr euren eigenen Weg. Das ist die Ausgangsposition. Das Selbst kann erst dann euer Eigen werden, wenn ihr unabhängig seid. Wie könnt ihr, solange ihr versklavt oder unterdrückt seid oder solange ihr noch kein subtiles Empfinden habt, diese ewige Freude in euch genießen? Es liegt also an euch, euch mehr dieser Freude zu öffnen, indem ihr euer „Selbst“ mehr und mehr öffnet und subtiler und reiner werdet, so dass ihr dieses Göttliche fühlen könnt.

Solange ihr diesen Punkt nicht kennt, d.h. ihr eure Selbstverwirklichung noch nicht bekommen habt, solange diese drei Dinge nicht miteinander verschmelzen, könnt ihr nicht fühlen, dass ihr euch etabliert habt. Die Freude in euch muss durch euer Bewusstsein wahrgenommen werden, anders könnt ihr sie nicht sehen. Angenommen, ihr hättet keine Augen, wie könntet ihr dann sehen? Wenn ihr Mich nicht bewusst seht, wie könntet ihr mich dann sehen? Wenn ihr Mich nicht bewusst hört, wie könnt ihr mich dann verstehen? Erst wenn ihr dieses Bewusstsein bekommt, erwacht die Freude in euch. Denn nur durch dieses feine Bewusstsein werdet ihr die Freude in euch aufnehmen.

Gerade habt ihr es gefühlt und gesagt: „Wie schön das doch ist!“ Ihr wart glücklich. Auf dieser Stufe fühlt Ihr die Freude der Schöpfung, und der Mensch ist der Höhepunkt der Schöpfung. Die „Krone“ aber ist sehr, sehr klein. Eine ganz kleine Entfernung wird in kürzester Zeit überwunden. Das einzige ist, dass drei Dinge miteinander verbunden sein müssen. Deshalb fühlt ihr trotz eurer Selbstverwirklichung nicht die Stille. Denn ihr seid nicht das Licht geworden. Ihr fühlt die Freude nicht, weil ihr nicht „Anand“ geworden seid. Das ist eure linke Seite. Der Mensch kann Freude in allem wahrnehmen. Ihr beginnt, Freude in Mustern zu sehen, ihr seht einen Schlüsselkasten, öffnet ihn und betrachtet die Muster. Ihr nennt es das Furnier. Ihr sprecht von der Rauheit, der Glätte und der Harmonie der Dinge. Ihr beginnt die Materie zu fühlen, die Freude Seiner Schöpfung, aber das geschieht erst nach der Selbstverwirklichung. Der Höhepunkt der Schöpfung ist der Mensch, deshalb muss ein Sahaja Yogi erkennen, dass er, wenn er versucht, zu einem Menschen eines niedrigeren Entwicklungsstandes in Beziehung zu treten, Freundschaft mit ihm zu knüpfen, niemals diese „Freude“ mit ihm erleben kann. Das einzige, was er tun kann, ist, diesen Menschen höher zu heben, auf sein eigenes Niveau zu bringen und ihn auch die Freude spüren lassen, die ihr bekommt.

Was hat es zum Beispiel für einen Sinn, wenn ein Künstler ein blindes Mädchen heiratet? Sie kann die Kunst, die dieser Mann schafft, nicht sehen. Genauso ist es, wenn euch an eurer Familie, euren Verwandten und euren Freunden gelegen ist. Das Wichtigste und Größte, was ihr für sie tun könnt, ist, ihnen die Selbstverwirklichung zu geben, das heißt, die Freude eures Atmas. Öffnet sie für die Freude ihres Atmas, für das Allerwertvollste. Weil sie dies nicht kennen, sind die Leute flatterig und unstet und fühlen sich schlecht und verlieren leicht ihre Freude bei den kleinsten Anlässen.

Es liegt wie der Ozean vor euch, und Ich bin da und möchte, dass ihr alle in den Ozean gelangt und ihn genießt. Es ist alles für euch. Alles wurde geschaffen, damit ihr es genießt. Ihr müsst immer subtiler werden. Wie ihr gemerkt habt, verschwendet ihr hier nämlich eine Menge Zeit für grobe Dinge.